Notiz – The Yankee Candle phenomenon
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Notiz – The Yankee Candle phenomenon

Ich fühle mich endlich wieder fit. Ich weiß nicht, ob so fit wie vor der Pandemie, aber fitter als seit dem Lockdown-Light(TM), den unsere Regierung verhängte.

Ich wünschte, wir hätten nicht dieses föderale System, das jedem Bundesland soviel eigenmächtige Entscheidung belässt. Unsere Bundesregierung hätte gleich zu Beginn einmal richtig hart durchgreifen müssen. Einmal ALLES für zwei Wochen zumachen, alle Grenzen schließen, niemand in Urlaub lassen. Ich weiß von Mitbürgern die zwischenzeitlich zweimal nach Griechenland in Urlaub geflogen waren.

Aber ich würde ja auch alle Muttersauen nicht mehr befruchten und die gesamte Schweinemast innerhalb von 12 Monaten auf Null runterfahren.

Ich sah schon die Bundeswehr Rationen verteilen und die Straßen wegen möglicher Quarantäne-Brechern patrouilleren. Ich wünschte, es wäre so gekommen. Einmal für 14 Tage die Bude dicht, dann erst einmal nichts und niemand mehr rein oder raus lassen. Japan, Südkorea, viele afrikanische Nationen hatten die Pandemie innerhalb ihrer Grenzen schlicht nicht zugelassen. Dann massenhafte Tests, von denen bei uns auch mal die Rede gewesen war…

Ich hatte mich dreimal testen lassen, dreimal war das Ergebnis negativ und doch bin ich überzeugt, dass ich schon im Frühjahr Covid-19 erwischt hatte, denn ich war so krank wie noch nie. Für ein Vierteljahr Rasseln in der Lunge, länger als ein Monat ohne Geschmacks- und Geruchssinn, alle Symptome, die man inzwischen erwarten kann.

2020 war ein wirklich beschissenes Jahr, wir mussten uns alle belehren lassen, wo wir wirklich stehen, in dem Gesamtorganismus Erde.

2020 brachte mir persönlich viel Arbeit, viel Ärger und doch war es schön, meine Familie diese schwierige Situation so toll meistern zu sehen. Meine Kinder sind durch den hohen Grad an Interaktion mit uns sehr sehr weit. Wir haben einen äußerst liebevollen, respektvollen Haushalt aufgebaut und das ist natürlich maßgeblich der Verdienst meiner Frau, die dieses Jahr Aufgrund ihrer Elternzeit für unsere Tochter, NUR ZUHAUSE war.

Zum Glück haben wir einen Schrebergarten, zum Glück haben wir ein gutes Verhältnis zu Nachbarn und Familie.

Viele haben das Miteinander wieder mehr zu schätzen gelernt und man ist – teils notgedrungen – enger zusammen gewachsen, als man je vermutet hatte. Auch mit Hygieneregeln und Abstand.

Für mich ist die härteste Zeit zu Beginn der Pandemie gewesen, als über Nacht 800 Mitarbeiter plötzlich von Zuhause hatten arbeiten müssen und ich von meiner IT-Standortleitung dazu überging ALLE Mitarbeiter, Professoren und Studierende zu betreuen.

Meine Beharrlichkeit, auch gegenüber auslaufende Verträge und das Wegbrechen des halben Teams, haben sich nun ausgezahlt. So wurde ich nicht nur – nach mehreren befristeten Verträgen – entfristet, sondern auch zum Teamleiter befördet, was ich inoffiziell seit Monaten übernommen hatte.

Morgen ist Heiligabend. Im Edeka war es gestern brechend voll, trotz Einlasskontrolle. Ein Großteil des sozialen Lebens ist zum Erliegen gekommen und dennoch brummt die Wirtschaft. Mir ist bewusst, wie wichtig die Wirtschaft ist, wie essenziell für unser Überleben in dieser Gesellschaftsform die Wirtschaft ist.

Können wir nicht auch zukünfitig behutsam alles etwas herunterfahren?

Sollte man nicht zum Ende des Jahres mehr Ruhe einkehren lassen, mehr in sich gehen und Nachdenken.

Wenn man nichts mehr Riechen kann, braucht man auch keine Duftkerzen mehr.

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